Zwischen Licht und Schatten: Warum deine Figuren mehr Grau brauchen

Wenn du schon mal beim Lesen eines Romans oder beim Schauen einer Serie wie Game of Thrones dachtest: „Warum mag ich diesen Charakter eigentlich, obwohl er so vieles falsch macht?“, dann hattest du es mit einem moralisch ambivalenten Charakter zu tun. Und genau solche Figuren machen Geschichten spannend, menschlich und unvergesslich.

Wie zum Beispiel Tyrion Lannister. Nicht, weil er äußerlich besonders anziehend war, sondern weil er als Figur fesselt. Widersprüchlich, clever, verletzlich, machtbewusst – eben nicht schwarz oder weiß, sondern genau dazwischen. Und genau das ist die Stärke solcher Charaktere.

Was sind moralisch ambivalente Charaktere?

Ambivalente oder „graue“ Charaktere sind Figuren, die schwer einzuordnen sind. Sie handeln manchmal nobel, dann wieder selbstsüchtig. Sie treffen gute Entscheidungen aus fragwürdigen Motiven oder umgekehrt. Sie sind wie echte Menschen: widersprüchlich, innerlich zerrissen, oft hin- und hergerissen zwischen Loyalitäten, Werten und Ängsten.

„Ambivalente Figuren sind der Spiegel unserer eigenen Widersprüche.“

Sie stehen für das, was in der Literatur so oft fehlt: echte Komplexität. Sie machen deine Geschichte weniger vorhersehbar und emotional viel reicher.


Warum du ambivalente Figuren brauchst

Ein rein guter Held ist langweilig. Ein durch und durch böser Schurke? Vorhersehbar. Die Wahrheit ist: Leser:innen fühlen sich von Figuren angezogen, in denen sie sich wiedererkennen. Und niemand von uns ist immer gut oder immer schlecht.

Ambivalente Figuren bringen genau das mit:

  • Spannung durch Unberechenbarkeit
  • Tiefe durch innere Konflikte
  • Empathie durch nachvollziehbare Schwächen

„Komplexe Charaktere erzeugen komplexe Reaktionen und das ist gut so.“

Beispiele für ambivalente Charaktere (und was du von ihnen lernen kannst)

  1. Tyrion Lannister (Game of Thrones)
    Witzig, klug, verletzlich: Tyrion ist ein Meister der Grautöne. Er manövriert zwischen Machtspielen, Loyalitäten und persönlichen Traumata. Er ist kein Held, aber du fieberst mit ihm mit.
  2. Severus Snape (Harry Potter)
    Vom vermeintlichen Bösewicht zum tragischen Helden. Snape zeigt, wie wichtig Hintergrundgeschichten für die moralische Tiefe einer Figur sind.
  3. Holden Caulfield (Der Fänger im Roggen)
    Zynisch, orientierungslos, emotional: eine Figur, die aneckt und genau dadurch berührt.
  4. Raskolnikow (Verbrechen und Strafe)
    Ein Mörder mit philosophischen Motiven: Dostojewski zeigt, wie moralische Fragen eine ganze Geschichte tragen können.

Wie du selbst ambivalente Charaktere erschaffst

Ambivalente Figuren brauchen:

  • Eine klare Motivation – auch wenn sie moralisch zweifelhaft ist.
  • Eine vielschichtige Vergangenheit – die ihr Handeln erklärt.
  • Widersprüche – ein inneres Ringen mit dem, was sie tun und was sie fühlen.
  • Eine Entwicklung – ambivalente Figuren verändern sich, wachsen, stolpern, lernen.

Frage dich bei der Entwicklung:

  • Was will meine Figur wirklich?
  • Welche Werte prägen sie und wo widerspricht sie diesen?
  • Was würde sie niemals tun? Und was, wenn sie es doch tut?

„Echte Tiefe entsteht dort, wo deine Figur mit sich selbst hadert.“

Grau ist das neue Schwarz-Weiß

Wenn du möchtest, dass deine Leser:nnen deine Figuren nicht nur verstehen, sondern fühlen, dann mach sie ambivalent. Zeig uns nicht nur Heldentum oder Scheitern, sondern das Dazwischen. Genau da, wo es weh tut und interessant wird.

Die spannendste Geschichte beginnt dort, wo deine Figur widersprüchlich wird.


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