So findest du den perfekten Zugang zu deiner Hauptfigur

Die Ich-Perspektive ist für viele Autor:innen die intuitivste Wahl. Du bist direkt in der Figur drin, erlebst alles aus ihrer Sicht. Aber genau darin liegt auch eine Gefahr. In diesem Blogbeitrag schauen wir uns an, wann die Ich-Perspektive wirklich passt und wann du lieber Abstand nehmen solltest.

„Die Ich-Perspektive funktioniert nur, wenn du bereit bist, deine Figur wirklich zu kennen.“

Was ist die Ich-Perspektive?

Der Ich-Erzähler spricht direkt aus seiner eigenen Sicht: „Ich dachte …“, „Ich lief durch den Regen …“. Der Leser hört sozusagen den inneren Monolog der Figur. Diese Nähe ist ein großer Vorteil, kann aber auch schnell zu einem Tunnelblick führen.

Ein typisches Beispiel: „Ich wusste nicht, wie mir geschah. Mein Herz raste, als ich die Tür öffnete.“

Vorteile des Ich-Erzählers

  • Unmittelbarkeit: Leser:innen fühlen sich mitten im Geschehen.
  • Emotionale Tiefe: Besonders geeignet für Coming-of-Age, Liebesromane oder Trauma-Verarbeitung.
  • Authentizität: Du kannst der Figur eine starke eigene Stimme geben.

„Wenn du mit einer Figur in Ich-Form schreibst, brauchst du ein tiefes Verständnis für ihre Gefühlswelt.“

Nachteile der Ich-Perspektive

  • Begrenzte Sicht: Du kannst nur zeigen, was die Figur selbst erlebt oder denkt.
  • Gefahr des Selbstverlusts: Besonders wenn autobiografisch inspiriert.
  • Erzwungene Perspektivwechsel: Bei komplexen Geschichten oft schwer durchzuhalten.

Wann funktioniert die Ich-Perspektive besonders gut?

  • Bei Geschichten mit starker innerer Entwicklung
  • Wenn du nur einen klaren Handlungsstrang verfolgst
  • Bei Genres wie Tagebuchroman, Jugendbuch, Liebesroman

Wann ist sie problematisch?

  • Bei multiplen Handlungssträngen
  • In Thrillern oder Krimis mit wechselnden Sichtweisen
  • Wenn du dich emotional noch zu sehr in der Geschichte verstrickst

„Die Ich-Perspektive verlangt nicht weniger Distanz als jede andere. Nur weil du ‚ich‘ schreibst, bist du noch lange nicht ehrlich.“

Tipps für den Einsatz

  • Sei dir über die Grenzen bewusst
  • Arbeite mit Spekulationen, wenn die Figur etwas nicht wissen kann
  • Vermeide unnatürliche Spiegelbeschreibungen (z. B. „Ich betrachtete meine blauen Augen“)
  • Nutze das Stilmittel für echte Introspektive, nicht für Erzählabkürzungen

Die Ich-Perspektive ist ein starkes Instrument, wenn du sie gezielt einsetzt. Sie bringt Leser:innen ganz nah an deine Figur heran, aber sie verlangt auch Struktur, Distanz und Klarheit.Merksatz

„Wer in der Ich-Perspektive schreibt, braucht doppelt so viel Klarheit über seine Figur.“

Teste deine Geschichte mit einem kurzen Absatz in Ich-Form. Fühlt sich das natürlich an? Oder zwickt es an allen Ecken? Dann ist vielleicht eine andere Perspektive besser geeignet. Du willst mehr über das Schreiben lernen? Dann komm in den Bookerfly Club!

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