Schreibtempo in Kurzgeschichten: Dein unsichtbares Werkzeug

Du liest eine Geschichte und bist sofort gefesselt. Die Sätze sind kurz, die Handlung rauscht voran, du kannst gar nicht aufhören. Dann wieder stolperst du über eine Passage, die dich atmen lässt, in der du die Figuren besser kennenlernst und die Welt um dich herum vergessen kannst.

Hinter diesem Leseerlebnis steckt ein oft unterschätztes Werkzeug: das Tempo.

„Tempo ist wie der Herzschlag deiner Geschichte, es bestimmt, wie intensiv deine Leser:innen fühlen.“

Warum Tempo so entscheidend ist

Das Tempo steuert, wie deine Geschichte wirkt: spannend, dramatisch, nachdenklich oder atmosphärisch. Besonders in Kurzgeschichten spielt es eine Schlüsselrolle, weil jede Szene sitzt und jeder Satz zählt.

Mit bewusst eingesetztem Tempo kannst du:

  • Spannung aufbauen und Leser:innen mitreißen,
  • Raum für Emotionen und Reflexion schaffen,
  • deine Figuren lebendiger wirken lassen,
  • die Dramaturgie deiner Story gezielt steuern.

Die drei Varianten des Tempos

Schnelles Tempo:

  • Kurze Sätze, rasante Dialoge, schnelle Handlungen.
  • Ideal für Action-Szenen, Konflikte, überraschende Wendungen.
  • Beispiel: „Der Sturm peitschte durch die Gassen. Schritte. Atemlos. Flucht.“

Gemäßigtes Tempo:

  • Längere Sätze, beschreibende Passagen, ruhigerer Sprachrhythmus.
  • Eignet sich für Reflexion, innere Monologe, Charakterentwicklung.
  • Beispiel: „Sie setzte sich ans Fenster, lauschte dem Regen und fragte sich, ob sie jemals den Mut finden würde, zu gehen.“

Langsames Tempo:

  • Detaillierte Beschreibungen, atmosphärische Beobachtungen.
  • Gut für emotionale Tiefe und stimmungsvolle Szenen.
  • Beispiel: „Das Licht brach sich im Glas der alten Laterne, tanzte über die Wände und legte sich wie ein Mantel der Erinnerung über den Raum.“

„Ein guter Text wechselt das Tempo, so wie ein Lied mal leise und mal laut wird.“

 

Beispiel: Eine Szene, drei Tempi

Stell dir eine Geschichte über einen Wanderer vor:

Schnell: „Der nächtliche Sturm peitschte durch den Wald. Ein Wanderer stolperte, suchte Schutz.“

Gemäßigt: „Der Wanderer verweilte einen Moment, betrachtete die majestätische Schönheit des Berges und dachte über die letzten Wochen nach.“

Langsam: „Das Mondlicht legte sich sanft über die Gipfel, jeder Atemzug des Wanderers verband ihn tiefer mit der endlosen Stille der Nacht.“

So kannst du bewusst steuern, wie deine Leser:innen die Szene erleben.

Tipps für dein Schreiben

  • Variiere das Tempo gezielt – schnelle Szenen brauchen Kontraste durch ruhigere Passagen.
  • Nutze Satzlängen bewusst – kurze Sätze beschleunigen, lange Sätze entschleunigen.
  • Passe das Tempo der Emotion an – Trauer, Liebe, Reflexion verlangen Ruhe; Gefahr und Konflikte brauchen Tempo.
  • Teste verschiedene Varianten – schreib eine Szene in drei Tempi und spüre den Unterschied.

Tempo ist mehr als Geschwindigkeit, es ist ein kraftvolles Stilmittel, das deine Kurzgeschichten lebendig macht. Wenn du lernst, es bewusst einzusetzen, verwandelst du jede Geschichte in ein intensives Leseerlebnis.

„Schreibe so, dass deine Leser den Atem anhalten und dann wieder tief durchatmen können.“

Tempo ist das unsichtbare Werkzeug, das Spannung, Emotion und Tiefe in deine Geschichten bringt. Wenn du noch tiefer in das Schreiben von Kurzgeschichten eintauchen willst, komm in den Bookerfly Club oder entdecke, wie KI dir helfen kann, dein Schreibtempo zu variieren und neue Ideen auszuprobieren in der KI-Schreibschule von Janet Zentel & Juri Pavlovic.