Klischeefallen beim Schreiben: So überarbeitest du deinen Text professionell
Wenn du mitten im Schreibflow bist, fließt der Text manchmal schneller als du denken kannst. Das ist wunderbar, doch dabei rutschen uns oft Formulierungen durch, die sich beim zweiten Blick als ausgetretene Pfade entpuppen: Klischees. Beim ersten Entwurf geht es vor allem darum, die Geschichte aufs Papier zu bringen. Aber beim Überarbeiten zeigt sich, wie viel Tiefe und Frische ein Text wirklich haben kann.
„Ein guter erster Entwurf darf wild sein, aber die Magie entsteht beim Überarbeiten.“
In diesem Blogbeitrag geht’s genau darum: Wie du typische Klischees erkennst, warum sie deinen Stil verwässern und wie du sie in starke, lebendige Sprache verwandelst.
Was sind Klischees und warum sind sie gefährlich?
Klischees sind festgefahrene Redewendungen oder abgenutzte Bilder, die wir oft gar nicht mehr hinterfragen. In der Alltagssprache mögen sie harmlos oder sogar hilfreich sein, in literarischen Texten aber wirken sie schnell flach oder beliebig.
Beispiele gefällig?
„Der Knoten platzt“, „wie vom Erdboden verschluckt“, „Blut und Wasser schwitzen“, „etwas aus dem Ärmel schütteln“. All diese Phrasen sagen etwas, aber sie sagen nichts Neues. Sie sind vorhersehbar, austauschbar und nehmen deinem Text die individuelle Stimme.
„Starke Texte leben von überraschenden Bildern, nicht von altbekannten Floskeln.“
Wie du Klischees erkennst – ein praktischer Selbsttest
Zur Verdeutlichung feuern wir noch einmal ein Feuerwerk an Klischees ab. „Kein Blatt vor den Mund nehmen“, „Nadel im Heuhaufen“, „Schuppen von den Augen“, „Tassen im Schrank“, „wie ein Wasserfall reden“ …
Mach es dir einfach: Nutze die Suchfunktion deines Textprogramms. Suche nach typischen Redewendungen, bekannten Metaphern oder Sprichwörtern. Du wirst überrascht sein, wie oft du sie – meist unbewusst – einsetzt.
Noch besser: Lies deinen Text laut. Alles, was dir zu bekannt, zu glatt oder zu langweilig vorkommt, verdient Aufmerksamkeit.
Klischees umschreiben, so geht’s kreativ und konkret
Das Ziel ist nicht, deinen Text steril zu machen. Im Gegenteil: Du willst lebendige Sprache, starke Bilder und einen unverwechselbaren Ton.
Hier ein paar Alternativen:
- Statt: „Sie nahm kein Blatt vor den Mund“
Schreibe: „Sie redete ohne Punkt und Komma – direkt, scharf, ehrlich.“ - Statt: „Wie vom Erdboden verschluckt“
Schreibe: „Seit Tagen hatte niemand mehr von ihm gehört. Kein Signal, kein Ton.“ - Statt: „Blut und Wasser schwitzen“
Schreibe: „Die Angst perlte ihr in feinen Tropfen den Rücken hinunter.“
Es braucht ein wenig Feinarbeit, aber genau das macht den Unterschied. Dein Text wird dadurch authentisch, bildstark und lesenswert.
„Was du selbst tausendmal gelesen hast, wird niemanden mehr überraschen. Also schreib es neu.“
Überarbeiten mit Liebe statt mit Ach und Krach
Die erste Fassung darf holprig sein, das ist normal. Aber beim Überarbeiten liegt die Chance, deinen Text wirklich zum Strahlen zu bringen. Geh mit offenen Augen durch deine Sätze. Frage dich: Ist das meine Sprache? Oder rede ich gerade wie ein Sprichwörter-Lexikon?
Und denk dran: Du musst nicht perfekt sein. Es geht nicht darum, jeden Klischee-Ausdruck auszumerzen, sondern darum, bewusst zu entscheiden, was wirklich in deinen Text gehört.
„Ein starker Text beginnt mit dem Mut, Klischees loszulassen.“
Wenn du tiefer ins Thema einsteigen willst – und Lust hast, gemeinsam mit anderen an deinen Texten zu feilen:
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